Das haben sie ganz allein geschafft!

Carpe noctem – Du könntest der Nächste sein

Begeisterter Beifall, glücksstrahlende Schülerinnen und Schüler auf der Bühne! Am Ende der Premiere sind sie es, die große Blumensträuße aus den Händen ihrer ehemaligen Lehrerinnen in Empfang nehmen. Denn dieses Musical haben sie ganz allein auf die Bühne gebracht, wie auch der General-Anzeiger betont. Dass Schüler auf der Bühne ungeahnte Fähigkeiten entwickeln, ist eine immer wieder erfreuliche, aber nicht neue Erfahrung. Bei dieser Aufführung gab es einen besonderen „Kick“: Als zu Beginn des letzten Schuljahres klar wurde, dass Frau Aretz und Frau Loske-Kautz die erfolgreiche Musical-AG vorübergehend nicht weiterführen konnten, stand für ein paar “Spielwütige“ fest: Das können wir allein! Und sie haben es geschafft!

Der pfiffige Text stammt aus der Feder von Jaqueline Ewald, die auch Regie führte. Der allmächtige Vampir-Herrscher Lestar wurde überzeugend verkörpert von Tenoch Herrera Brincker, Jonas Adam als sein Gegenspieler Daniel trat ihm entschlossen entgegen. Als dessen Freundin Annie bewältigte Kim Hochstädter die schwerste Rolle, denn sie geht durch ein Wechselbad der der Gefühle: vom ängstlichen Mädchen zur unternehmungslustigen Vampir-Freundin, bis sie endlich, mit Daniel wieder vereint, den grausamen Vampir-Boss zu besiegen hilft. Munter und kess verkörperte Jana Kusch das Vampir-Mädchen Zoe. In seinem komischen Element war Shiman Achan, der als Diener Vittorio sich hin und her gerissen zeigte zwischen Unterwürfigkeit und dem Willen, sich aus der Macht des Herrschers zu befreien.

Ein klar strukturiertes Stück (mit viel zu lernendem Text!), gelungenes Spiel, lebendige Choreografie, erstaunliche Gesangsleistungen, z.T. mit eigener Klavierbegleitung, perfekte Technik…! Das alles sind bewundernde Gedanken des Zuschauers.

Als Lehrerin mit eigenen Schultheater-Erfahrungen geht mir allerdings noch ganz anderes durch den Kopf: Die vielleicht noch höheren Leistungen sind auf der Bühne gar nicht zu sehen! Sich zusammen finden und den Plan durchsetzen; einen eigenen Text verfassen; geeignete Songs suchen und mit passenden Texten unterlegen; Rollen verteilen, auswendig lernen; proben, proben, proben; Kostüme entwerfen, besorgen; Helfer finden für Bühnengestaltung, Technik, Schminke; Plakate, Flyer entwerfen, drucken lassen, verteilen, die Presse benachrichtigen… all das geht dem Erfolg voraus und die Mühen ahnt man höchstens. Vielleicht gibt es aber noch viel Schwierigeres beim Theaterspielen: Die Truppe zusammenhalten, sich auf all das oben genannte einigen, gemeinsame Probetermine finden, Kritik angemessen geben und aushalten, die Launen und Eigenheiten jedes einzelnen über einen langen Zeitraum ertragen, Misserfolge einstecken, durchhalten, durchhalten, durchhalten, bei allen „Durststrecken“ den Glauben an den Erfolg nicht verlieren… Das alles in Eigenregie, ohne Lehrer! Dieser Leistung gilt die ganz besondere Bewunderung! Wir Lehrer können daraus lernen!

von Rüden

Weitere Impressionen des musicals finden Sie hier.