Zwei überglückliche Stunden an Bord von Käpt’n Book: Sieben Tage Mo mit dem Autor Oliver Scherz

Teilte man Autorinnen und Autoren sowie die Lesungen aus ihren Werken ein, könnte man vielleicht einen epischen und einen dramatischen Ansatz unterscheiden: Das epische Lesen zieht uns als Lauschende in geduldiger, zunächst zurückhaltender, dann nach und nach immer beschwörender Weise wie von Zauberhand mit in die Tiefen und Weiten erzählter Zeiten und Räume – so wie wir das von Rufus Becks Harry-Potter-Hörbüchern kennen. Eine andere Möglichkeit ist der dramatische Ansatz, und den haben wir in der Aula des Konrad-Adenauer-Gymnasiums am 14. November erleben dürfen, als Jugendbuchautor Oliver Scherz zu Gast war und die Figuren seines 2023 erschienenen Romans hellwach und energiegeladen vor unseren Ohren und Augen auftreten ließ. Karl als Erzähler und Zwillingsbruder von Moritz, kurz Mo, erzählt von seinem besonderen Alltag mit Mo. Der ist seit seiner Geburt durch ein Handicap geistig beeinträchtigt und besitzt doch so viel an Humor, wilder Herzlichkeit, unverfälschter Offenheit und ganz eigener Fähigkeit zum entwaffnenden Durchschauen seiner Umwelt, dass es uns auf Trab hält und den Atem verschlägt. Genau das hat Oliver Scherz in der Lesung für uns erreicht und obendrein präsentiert er noch eigene Songs an der Gitarre, sodass er seine Lese-Etappen musikalisch und thematisch passend und professionell bereichert. Unser Moderatoren-Trio auf der blauen Lesecouch, Berat Özdemir, Paul Hochgürtel und Oskar Schlemmer, entlockte dem Autor durch geschicktes und unterhaltsames Nachfragen auch, warum er Autor geworden ist und woraus sich seine Fähigkeit, uns derart vielseitig zu unterhalten, speist: Scherz hat zuhause nicht nur Kinder, sondern war auch in diversen Rollen beim Film tätig. Er habe, sagt Scherz, häufig die Rollen der Figuren übernommen, die zu Beginn den Verdacht auf sich ziehen sollten. Auch dies nährt natürlich den Verdacht, dass Frau Kühlwetter von der Leseförderung am Konrad-Adenauer mit ihrem Team der Klasse 7c eine ganz besondere Lesung gelungen ist: anspruchsvoll, weil unter den anwesenden Sechst- und SiebtklässlerInnen fast alle Sieben Tage Mo gelesen und im Unterricht behandelt haben! Danke auch an die Klasse 6c unter der Leitung von Herrn Trimpler, die den Autor mit dem wunderbar passenden Lied Ich darf das von der Band Honigkuchenpferd willkommen geheißen hat, Herrn Marx (Thalia) und Frau Bayer (Selbstlernzentrum) für den Büchertisch nebst allen Kindern, die Lesezeichen angeboten haben, die Technik-AG und natürlich an das Fotografenteam mit Justus Bayer und Erik Buchalla.
J. Juhre