Mein Jahr in England

Wolltet ihr schon immer mal zur Schule gehen wie Harry Potter? Wenn ja, dann empfehle ich ein Auslandsjahr auf einem englischen Internat. Die 10. Klasse habe ich in England verbracht und zwar in einer boarding school. Im Vorfeld war mir von Anfang an klar, dass ich ein Jahr im Ausland zur Schule gehen möchte. Letztendlich habe ich mich bewusst für ein Internat entschieden, da ich dort die Möglichkeit hatte, eine ganz neue Erfahrung zu machen. Denn wer lebt schon mal in seiner Schule? Außerdem bestand so nicht die Gefahr eines Wechsels der Gastfamilie. Meine Schule, das Worksop College, befindet sich im Norden Englands in der Nähe von Nottingham.

Worksop College wurde im 19. Jahrhundert gegründet, besitzt ein wunderschönes, großes Gelände mit eigenen Sportplätzen (für Hockey, Tennis und Rugby) und mehreren Schul- sowie Wohngebäuden. Es gibt sowohl Internatsschüler als auch Schüler, die nur tagsüber in der Schule sind und abends nach Hause gehen. Alle Schüler sind in Häuser eingeteilt und sein Zimmer teilt man sich mit einem, oder auch mehreren, anderen Schülern. Gerade als ausländischer Internatsschüler wird man auf diese Weise schnell Teil der Gemeinschaft, da man den ganzen Tag Kontakt zu Mitschülern hat. Der Schulalltag in einer boarding school ist sehr strukturiert. Unser Tag hat immer mit einer registration im Haus begonnen, das heißt alle kamen zusammen, bevor wir in den Tag gestartet sind. Je nach Wochentag gab es anschließend eine kurze Zusammenkunft der ganzen Schule, zum Beispiel für eine Ansprache des Schuldirektors oder von anderen Schülern. Dazu trifft man sich für etwa eine viertel Stunde in der Churchill Hall (vergleichbar mit einer Aula). Einmal in der Woche gibt es außerdem einen chapel service, welcher in der schuleigenen Kirche stattfindet und von den Schülern mitgestaltet wird. Auch wenn die Teilnahme an dem wöchentlichen Gottesdienst als Pflicht betrachtet wird, so ist doch kein Schüler gezwungen, zu beten oder christlich zu sein. Dann beginnt der Unterricht, meist ab zehn vor neun. Dabei stehen neben den normalen Fächern wie Geschichte oder Erdkunde auch Fächer wie Food & Nutrition (Ernährungswissenschaften) oder Design & Technology (Handwerken) und Art & Photography (Fotografie) zur Verfügung. Das Angebot ist groß; es gibt natürlich auch Sprachen, Kunst und Musik. Der Unterricht findet in sehr kleinen Klassen statt, also etwa 5-15 Schüler pro Fach. Auch wenn man dadurch immer mitdenken und mitmachen muss, entsteht so eine tolle Lernatmosphäre und ein enges Verhältnis zu den Mitschülern. In den Pflichtfächern, Mathematik, Englisch und den drei Naturwissenschaften, wird nach Leistung eingeteilt, was bedeutet, dass jeder Schüler optimal gefördert werden kann. Nachmittags, nach dem Unterricht, gibt es dann verschiedene Aktivitäten wie Hockey, Rugby, Leichtathletik, Netball, Cricket oder Tennis, welche auch Wettkämpfe gegen andere Schulen beinhalten. Man lernt dadurch noch weitere Mitschüler mit ähnlichen Interessen besonders gut kennen und entwickelt sehr schnell neue Freundschaften. Außerdem finden auch sogenannte house competitions zwischen den einzelnen Wohnhäusern, zum Beispiel in verschiedenen Sportarten, statt. Aber auch in debating oder Quiz-Spielen messen sich die Häuser untereinander. Diese Wettkämpfe stärken das Gemeinschaftsgefühl. Außerdem kann jeder Schüler sein besonderes Talent einbringen, und sich damit für sein Haus einsetzen. Abends hatten wir dann Zeit für Hausaufgaben. Es ist immer mindestens ein Lehrer anwesend, den man bei Fragen ansprechen kann. Die Tage sind lang sind und es wird viel gefordert wird. Daher waren wir froh, nach der Hausaufgabenzeit einfach nur zu relaxen oder uns mit Freunden aus anderen Häusern zu treffen. An unserem freien Tag, dem Sonntag, haben wir die Ruhe genossen. Wir konnten ausschlafen, spät zum Frühstück gehen, in den Ort Worksop laufen oder uns für andere Freizeitaktivitäten wie Kinobesuche oder Ausflüge nach Nottingham melden. Durch das enge Zusammenleben entwickelt man nicht nur ein enges Verhältnis zu seinen Mitschülern, aber auch ein besonderes Verhältnis zu seinen Lehren, die zum Großteil auf dem Schulgelände leben. Man respektiert seine Lehrer, wird aber auch von diesen respektiert. Auch durch das Zusammenleben gemeinschaftlich in einem Haus kann man die Häuser fast schon als eine große Familie bezeichnen: Es entsteht eine besondere Atmosphäre. Abschließend, habe ich in diesem Jahr nicht nur englisch gelernt. Ich habe auch gelernt, selbständiger zu werden und neue Freunde gefunden. Es war eine unglaublich tolle Zeit und ich kann allen nur empfehlen, mal eine Zeit lang ins Ausland zu gehen.
Mathilda Lopuszanski, Q1