In Deutschland und auch Europa ist es heutzutage, glücklicherweise normal, auf Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung zu treffen und es ist ebenfalls, bis auf vereinzelte Ausnahmen selbstverständlich, dass diese Personen vom Staat und der Gesellschaft unterstützt werden. Auch dass niemand Anderes zu entscheiden hat, ob das Leben des Betroffenen lebenswert ist oder nicht, steht außer Frage. Doch, das war bei weiten nicht immer so und ist auch in der heutigen Zeit nicht überall der Fall. In vielen afrikanischen Staaten existiert der altertümliche Glaube, eine körperlich oder geistig beeinträchtigte Person sei verflucht und zu verteufeln, leider keine Seltenheit. So auch in Ghana, wo laut Schätzungen 2,5 Millionen Menschen von einer Behinderung betroffen sind. Vor allem Kinder und Jugendliche müssen dadurch schreckliches Leid erfahren. Allerdings gibt es durch einige Organisationen die Hoffnung, diese Art von Diskriminierung eines Tages beenden zu können. Frau Blumenthal besuchte den Erdkunde-LK der Q2 des Konrad-Adenauer-Gymnasiums am 29. November 2019 und präsentierte den zukünftigen Abiturienten sowie Frau Kühlwetter mithilfe einer bildreichen Powerpoint ein von der Physically Challenged Action Foundation (PCAF) ins Leben gerufenes Projekt in Ghana, welches sie als Entwicklungshelferin seit einigen Jahren unterstützt.
Jährlich nimmt die Physiotherapeutin für drei Monate die lange Reise in den afrikanischen Staat, genauer gesagt in die Stadt Offinso, auf sich, um Vorort tatkräftig dabei zu helfen körperlich Benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein Zuhause, Nahrung, Kleidung und allem voran eine Perspektive zu schenken. Bei dem Projekt handelt es sich um ein sogenanntes „Training and Rehabilitation Center for the Disabled“, welches den Heranwachsenden eine Zukunft bringt, die andernfalls oft aufgrund der noch sehr rückständigen Ansichten, die in Ghana verbreitet sind, verteufelt, misshandelt und vertrieben werden. Der Leiter des Projektes, ein älterer Herr namens Barimah Antwi, auch Mr.Ark genannt, der selbst durch einen Unfall seine rechte Hand verlor, kennt das Schicksal, das einem mit einer solchen
Behinderung in diesem ohnehin schon schwierigen Lebensraum bevor steht, nur zu gut und treibt gerade deswegen mit voller Kraft sein Projekt seit Jahren voran. Einst mit der Gründung einer einfachen Fußballmannschaft und dem Gedanken den Kindern von der Straße eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten begonnen, blickt Barimah Antwi heute auf die bereits über 100 sogenannten students aus der Region und Umgebung, die dank seiner auf seiner Farm trotz ihrer individuellen Behinderungen die Möglichkeit haben, die Schuhmacherei und das Nähen zu lernen. Darüber hinaus erhalten sie die oft dringend benötigte ärztliche Hilfe in Form von Medikamenten, physiotherapeutischen Stunden, Sport und vielen weiteren vorbeugenden Maßnahmen. Oft erfahren die Heranwachsenden in ihrem neuen Zuhause erstmals Geborgenheit, Sicherheit und das Gefühl einer Gemeinschaft, in der man gebraucht und geliebt wird, was wohl das Wichtigste überhaupt für diese Kinder und Jugendlichen ist. Weiterhin brachte die Physiotherapeutin der deutschen Schulklasse ein Stück weit das Leben und die Kultur, die auf der Farm bzw. in ganz Ghana typisch ist näher. Außerordentlich interessante Themen von der Nahrungszubereitung und der Freizeitgestaltung, über Bildungsmöglichkeiten und den Wohnverhältnissen, bis hin zu Feiertagen und ähnlichen Gebräuchen wurden den Schülern und Schülerinnen vorgestellt. Bemerkenswert ist hierbei stets die Dankbarkeit der ghanaischen students, welche unverkennbar durch das strahlende Lächeln der Kinder über einfache Dinge wie beispielsweise
Gummistiefel, einen Fußball oder einer gelungenen Mahlzeit sichtbar wird. Es ist nur wünschenswert, dass mehr und mehr Leute dem Beispiel, das Frau Blumenthal vorlebt, folgen. Denn eines ist sicher: Die Hilfe, die man als Entwicklungshelfer in ärmeren Ländern leisten kann und auch jegliche anderweitige Unterstützung, wird immer dringend benötigt und dankbar entgegengenommen. Von all der so eben vorgestellten Gutmütigkeit und Hilfsbreitschaft motiviert, entschloss sich demnach auch der Erdkunde-LK nicht nur tatenlos zu zusehen. Da aber eine Reise nach Ghana für eine/n Schüler/in als Entwicklungshelfer/in wohl unmöglich ist, geschweige denn eine Exkursion als Kurs nach Offinso, entschieden sich die zukünftigen Abiturienten zusammen mit Frau Kühlwetter dazu, einige von dem Projekt benötigten Malutensilien und Schreibwaren zu spenden. Jeder Schüler kaufte dafür selbst ein paar Buntstifte, Radiergummis, Papiere, Bleistifte Malbücher, Spitzer uvm. Die zu spendenden Gegenstände wurden gesammelt und an Frau Blumenthal übergeben, die diese bei ihrem nächsten Aufenthalt in Afrika an die Kinder verteilen wird und ihnen somit hoffentlich eine große Freude machen wird.
Ramin Saresadeh, Q2