Die Flutkatastrophe 2021 – Zeitzeugen im Erdkunde-Kurs der EF

Im Erdkundeunterricht bei Frau Kühlwetter hatten wir einen ganz besonderen Besuch: Das Ehepaar Sabine Speicher und Dietmar Hoffmann aus dem Ahrtal erzählte uns, wie sie die Flutkatastrophe im Juli 2021 selbst erlebt haben. Diese Katastrophe traf vor allem Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und war eine der schlimmsten Naturereignisse in Deutschland seit Jahrzehnten.

Am 14. Juli 2021 brachte der Sturm „Bernd“ eine riesige Wassermenge mit sich – an manchen Stellen fast 95 Liter pro Quadratmeter. Das führte dazu, dass Flüsse wie die Ahr über die Ufer traten und ganze Orte überfluteten. Unsere Gäste wohnten damals direkt an der Ahr. Sie berichteten, dass der Tag eigentlich ganz normal begann. Es hatte schon Tage zuvor geregnet, aber niemand hätte gedacht, dass es so schlimm werden würde. Am Abend stieg das Wasser weiter an, viele versuchten noch, ihre Keller zu sichern oder wichtige Sachen in Sicherheit zu bringen, doch dann ging alles plötzlich rasend schnell und viele Menschen brachten sich in dieser Nacht unabsichtlich in Lebensgefahr. 

In der Nacht lief ihr Haus voll – nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Schlamm, anderen Orts ausgelaufenem Öl und Dreck. Viele Dinge, auch Erinnerungsstücke, gingen verloren. Die Hochwasserkatastrophe verursachte Schäden in Höhe von rund 34 Milliarden Euro. Auch Strom und Mobilfunknetz fielen aus, was die Situation noch gefährlicher machte.

Das Ehepaar erzählte sehr offen, wie sie sich in dieser Nacht plötzlich in Lebensgefahr befanden – einfach, weil niemand mit so einer Katastrophe gerechnet hatte. Viele Menschen fühlten sich danach von der Politik allein gelassen, vor allem weil der Wiederaufbau so lange dauerte. Ihr eigenes Haus war erst nach drei Jahren wieder bewohnbar. Trotz allem ist auch viel Positives in Erinnerung geblieben: Die Hilfsbereitschaft war riesig. Menschen aus ganz Deutschland kamen ins Ahrtal, halfen beim Aufräumen, standen den Betroffenen emotional bei und spendeten, was sie konnten.

Frau Speicher und Herr Hoffmann berichten, dass nun neue Hochwasserschutzmaßnahmen geplant sind, zum Beispiel Rückhaltebecken oder angepasste Versicherungen. Aber viele, darunter auch die beiden, bezweifeln, dass dies von der Politik schnell genug umgesetzt wird.

Der Besuch hat uns sehr beeindruckt. Es war etwas ganz Anderes, direkt von Betroffenen über die Flutkatastrophe im Ahrtal zu hören, als nur im Erdkundebuch über Naturkatastrophen zu lesen. Wir haben nicht nur etwas über Hochwasser gelernt, sondern auch darüber, wie plötzlich sich das Leben ändern kann – und wie wichtig Zusammenhalt in solchen Momenten ist.

Catharina Bannes und Luisa Lohmann, EF 

Die Flutkatastrophe ist aber nicht nur Thema im Erdkundeunterricht, sondern auch Teil der Realität. Im Deutschunterricht wurde Erdkunde mit dem Dichten verknüpft. In Form eines Poetry Slams wurde spürbar, wie tiefgreifend und dramatisch diese Zeit für die Betroffenen Menschen war. Genau jene Gefühle und Emotionen greift der Text „Untergang“ von Layla Switala auf. Viel Freude beim Lesen.

Untergang (Layla Switala)

Es ist 13 Uhr … 2021.

Bäume, Eigentum und Brücken gehen unter.

Deutschland ist alarmiert und Medien sind vor Ort.

Jeder bettelt verzweifelt um den Katastrophenstatus. Ironisch…

Menschen brauchen Hilfe. Einsatzkräfte sind schon da, doch ohne Erlaubnis. Ohne Antwort. Ohne Signal, ohne Erlaubnis, denen in Not zu helfen, die um das Überleben kämpfen müssen, während Öle zusehen dürfen. Das ist erlaubt…

Aber es ist ja nicht so wichtig. Diejenigen, denen man vertraut, die zuständig sind, kümmern sich um Wichtigeres …

Langsam beschweren sich Unbeteiligte und kritisieren.

Langsam erreichen die schrecklichen Bilder von Untergehenden in Schlamm und Dreck auch mal die ganz oben. Erst, wenn Hunderte oben weggerissen sind und das Dachgeschoss nun als Erdgeschoss zählt – wird die Lage langsam ernst.

Doch nach nur unzähligen Stunden darf zu spät geholfen werden.

Aber es war ja nur eine Fehleinschätzung.

Fehler sind menschlich, oder nicht?

Oder war es doch Ignoranz? Oder fehlendes Interesse vielleicht?

Also Wissenschaftler und Frühwarnsysteme sagen: „Wir haben’s euch gesagt…“

Aber auch egal. Der Staatsanwalt beschloss: „Lassen wir fallen.“

Fünf Jahre später haben sich viele immer noch nicht erholt –

… und trotzdem keine Aufmerksamkeit.

Sie sind untergegangen.