Nächtliches Farbenspiel – Autor Jonas Zauels besucht das Konrad-Adenauer-Gymnasium

Alle Farben der Nacht – so heißt der Debütroman des jungen Autors Jonas Zauels, der am 5. Mai das Konrad-Adenauer-Gymnasium in Bonn besuchte, um den Schülerinnen und Schülern der 10. Und 11. Klassen daraus vorzulesen. Die Lesung wurde vom Q1 Deutschkurs von Frau Kühlwetter vorbereitet, der die schuleigene Aula für das Event herrichtete und mit Jan Flierenbaum und Mark Ivlev zwei hervorragende Moderatoren stellte. Der Autor erschien in Begleitung seines Bruders David, der die Veranstaltung mit Musik begleitet hat. Zauels kam direkt zur Sache und begann, aus einem der ersten Kapitel seines Buches vorzulesen. Die Protagonistin Emilia scheint auf den ersten Blick eine normale Teenagerin zu sein, die alleine lebt. Dieser Eindruck wird allerdings nach wenigen Zeilen revidiert.

Sie führt ein Leben der Extreme: exzessive Clubbesuche, Alkohol- und Drogenkonsum, Rauschzustände und Bewusstseinserweiterung sowie das Ausleben sexueller Gelüste bestimmen ihr Dasein. Sie lässt sich treiben… Nach diesem kurzen Ausschnitt bekam das Publikum Zeit, seinen ersten Leseeindruck zu verarbeiten, während David Zauels – Sänger der Band Phrasement – selbstgeschriebene, sehr stimmungsvolle Songs spielte, die auf die jeweilige Stelle abgestimmt waren. Bevor er fortfuhr, stellte Jonas Zauels zwei neue Figuren vor: Rebecca – oder Becks, wie Emilia sie nennt – ist der Protagonistin sehr ähnlich: Sie hat ihre Eltern verlassen und überbrückt ihre Leben mit Drogenexzessen und Partys.Theo ist ihr Widerpart: vorsichtig redet er Emilia immer wieder ins Gewissen, um sie vor unnötigen Gefahren zu bewahren. Emilia ist zwischen diesen beiden Einflüssen hin- und hergerissen. Becks verkörpert für sie Unvernunft und Ekstase; Theo dagegen steht für Besonnenheit und Vernunft. Dies geht so weit, dass die beiden wie Emilias Schutzengel auf der einen Seite und ihr Dämon auf der anderen Seite wirken.
Als der Autor die letzte Passage gelesen hatte, übernahmen die Moderatoren das Wort und leiteten eine offene Fragerunde ein. Besonderes Interesse zeigten die Fragesteller an den Umständen, unter denen das Buch geschrieben wurde und etwaige persönliche Erfahrungen, die in den Schreibprozess eingeflossen seien.Eine Schülerin wollte wissen, warum ein männlicher Autor sich entscheidet, aus Sicht einer Frau zu schreiben. Zauels offenbarte daraufhin, dass er die ewigen Fragen nach Parallelen vermeiden wollte. Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu, dass das in diesem Fall wohl nicht so gut funktioniert habe.
Die von Anfang bis Ende gelungene Lesung bat die einzigartige Möglichkeit, einen Autor aus nächster Nähe zu erleben und zu befragen. So ist es kein Wunder, dass die Lesung bei den meisten Lehren und Schülern sehr gut angekommen ist.
Immo Gärtner, Max Mundt (Q1), Fotos: Joana Bungert, Q1