So war es wohl schon immer, unter Corona aber noch einmal ganz besonders.
Dies erklärte der beliebte Kinder- und Jugendbuch-Autor Simak Büchel den 5.- und 6.-Klässlern am 23. Februar bei seinen Lesungen in der Aula unserer Schule. Bei Corona waren die Geschichten auf einmal (über)lebenswichtig, so der Geschichtenschreiber Büchel, der an seinen Erzählungen zumeist im alten Schweinestallhäuschen in seinem heimischen Garten herumtüftelt. Häufig seien seine eigenen Kinder Ideengeber für seine außergewöhnlichen, teils auch recht verrückten Geschichten. Manchmal inspirieren ihn aber auch Reisen, dies war unter Corona nun leider nicht mehr möglich. Und so verfasste der 45-jährige Autor gleich drei neue Bücher in seiner Schreibwerkstatt im Grünen daheim im Bergischen Land, denn „Schreiben ist Freiheit“. Sehr zur Freude der jungen Leserinnen und Leser, die dem Autor auch an diesem Vormittag gebannt an den Lippen hängen.
Lesungen von Büchel sind nicht einfach Lesungen, sie gleichen eher atemraubenden One-Man-Bühnenshows, die einen unwillkürlich in den Bann ziehen. Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Abenteuerroman zum Thema künstliche Intelligenz zu schreiben? Ein Filmbeitrag eines Roboterforschers, der einen künstlichen, technischen Zwilling erschuf, war da wohl besonders ausschlaggebend. Aber auch immer bedeutender werdende Erfindungen wie ChatGPT. Und so testet Büchel vor der Lesung auch das technische Wissen der jungen Zuhörerinnen und Zuhörer: Mensch oder Maschine? „Woher wisst ihr eigentlich, dass ich wirklich ein Mensch bin und kein Roboter?“, möchte Büchel von den Jungen und Mädchen wissen. Die 5.- und 6.-Klässler haben jede Menge kreativer Ideen: In den Autor reingucken und schauen, ob Blut rauskommt oder ihn einen Eimer Wasser übergießen und schauen, ob es einen Kurzschluss gibt, sind nur einige von den kreativen Gedankengängen der Kids. Aber wieso braucht man überhaupt Maschinen, die getarnt sind als Menschen? Über dies und vieles mehr diskutieren die Kinder mit dem Autor, bevor es mit der eigentlichen Lesung losgeht.
Simak Büchel wollte ja schon immer gerne einmal einen Agententhriller schreiben, bei dem eine Insel in die Luft fliegt… Und so lauschen die Kinder gebannt, was dem Protagonisten Jorin Flugbrand am Anfang der Geschichte alles so widerfährt. Als Vollwaise hatte Jorin in einer Pflegefamilie keinen guten Start ins Leben: Als die Geschichte des Jungen beginnt, dessen Forschereltern bedauernswerterweise bei einem Laborbrand ums Leben kamen, lebt der Junge schon seit drei Wochen auf einem Friedhof. Büchel: „Vermutlich ist Jorin Flugbrand der einzige Held, den man riecht, bevor man ihn sieht. So müffelt er.“ Zunächst wirkt der Held allerdings wenig heldenhaft, eher schmuddelig, schmutzig und unansehnlich, schließlich muss er sich mit einer Heckenschere die Haare stutzen. Doch er landet tatsächlich einen echten Jackpot und kann sein Glück kaum fassen, dass der reiche Unternehmer Borax Dosch – laut Büchel eine Art Möchtegern-Elon Musk – Jorin aufnimmt in das Projekt Mimesis“. Angeblich will Dosch arme, hilfsbedürftige Kinder fördern und ihnen ein neues zu Hause geben. Doch auch Samuel Smuts buhlt um Jorins Aufmerksamkeit und will diesen in der sogenannten A.KI.A aufnehmen, der Anti-KI-Allianz. Jorin solle einen wichtigen Auftrag übernehmen und Informationen über den Verbleib einer auf der Insel spurlos verschwundenen Agentin beschaffen.
Als Büchel den Schülerinnen und Schülern die erste Szene aus seinem Buch vorliest, warnt er sie zunächst vor: „Kurzer Hinweis: Wenn ich lese, verändert sich manchmal meine Stimme, aber macht euch keine Sorgen…“ Und genau so kommt es… Vor Schreck und vor Lachen zugleich rutschen direkt nach dem ersten Satz die Kinder reihenweise von ihren Sitzen. Mit viel Inbrunst und Pathos liest der Autor die Geschichte von Jorin, der das Glück hat, dank des Projekts Mimesis auf einer paradiesische Insel der Superlative zu gelangen, um dort mit nur 14 Kindern ein fantastisches Internat mit allem Pipapo inklusive Blick aufs Meer und eigener Bucht zum Baden und Schnorcheln zu besuchen. Der Held legt auf den ersten Seiten also eine steile Entwicklung hin: „Vom Friedhof direkt ins Insel-Paradies.“ Jedes Kind, das an dem Projekt teilnimmt, hat eine besondere Eigenschaft, wobei insbesondere der vermeintliche Sympathieträger Adam eine besondere Rolle zu spielen scheint. Vor allem, als Jorins Zimmergenosse, der nicht ganz unkomplizierte Außenseiter Konrad, in einer wilden Zombie-Ball- Sportstunde einen Armbruch erleidet und auf einmal wie vom Erdboden verschluckt ist. Lediglich ein ominöser Zettel auf Jorins Bett liefert einen Hinweis was zu tun ist: „Jorin, folge den Bienen!“, steht auf diesem. Nach langer Suche und einem mühsamen Weg, der sich quer über die ganze Insel führt, gelangt Jorin zu einem Bienenstock der etwas anderen Art.
So endet die Lesung mit dem Cliffhänger: „Was er im Inneren zu sehen bekam, verschlug ihm den Atem.“ Die Schülerinnen und Schüler lauschen immer noch gebannt. Was könnte der junge Protagonist wohl entdeckt haben? Ist er einem Geheimnis auf der Spur? Und was hat es mit den Kindern auf der Insel auf sich? Gemeinsam mit dem Autor stellen die Kinder allerlei Überlegungen an, in was für ein Abenteuer Jorin da wohl hineingeraten sein könnte…
Wer dieses Geheimnis gerne lüften möchte, dem sei die Lektüre von Büchels actiongeladenen Agententhriller Projekt Mimesis. Insel der künstlichen Kinder, einem Buch aus der IKIDS-Triologie nach dieser spannungsgeladenen Lesung wärmstens empfohlen.
Alle Bände der Reihe könnte ihr bei uns im SLZ ausleihen. Gerne werden auch Bücherbestellungen bei Frau Kühlwetter entgegengenommen. Für 15€ könnt ihr ein Buchexemplar – inklusive persönlicher Widmung vom Autor – erwerben.
Ein großer Dank für den spannenden Lesevormittag gilt natürlich dem Autor Simak Büchel, der gleich zwei Lesungen hintereinander für unsere 5er und unsere 6er abhielt. Ganz herzlich bedanken möchte ich mich auch bei den Fotografen Justus Bayer (7b) und Erik Buchalla (7b) sowie der gesamten Technik-AG unter der Leitung von Dr. Martin Adler.
Lesen macht Laune!
N. Kühlwetter, Leseförderung am Konrad-Adenauer-Gymnasium