Verfremdete Welt – überraschende Rekombination: hellseherische Kunst!

Es könnte alles wie immer sein: Du wachst morgens auf aus der unbewussten Welt deiner Träume. Du brauchst eine Weile, während du wieder allmählich in die gewohnte Realität zurückfindest, bis du schließlich wieder im Sattel deiner Persönlichkeit sitzt (wie ein berühmter Schriftsteller es mal ausdrückte). Doch in diesen Wochen wachst du auf und die Welt, wie du sie kanntest, ist unerreichbar für dich. Alles scheint zunächst wie immer, doch: Tatsächlich ist kaum etwas, wie es vorher war: Du bist umgeben von Freunden und Bekannten, doch alle tragen Maske und halten Abstand. Es ist Schule – wie immer – erhofftes Wiedersehen wie nach ‚Sommerferien satt‘ und doch ist alles merkwürdig gedämpft. Corona taucht alles Gewohnte in ein neues Licht. Und dieses hebt Wesen und Wert ehemaliger Selbstverständlichkeiten mit scharfen Konturen hervor: Der Wert der Gesundheit, das unbeschwerte Beisammensein, die Möglichkeit zu lernen und zu arbeiten, die Freiheit zu reisen und zu feiern, das Teilhaben an der Kunst, der Musik und dem Sport, gemeinsames Erleben von Naturräumen.
Die hier vorgestellten Werke von Schülerinnen und Schülern des Differenzierungskurses Kunst/Design in Stufe 9 bei Frau Grams wirken wie eine Materialisierung der unheimlichen, teils grotesk anmutenden Zustände, in denen wir uns seit dem 13. März 2020 bewegen. Mehr oder weniger befremdet und teils traumatisiert erleben wir die Verschiebung der Grenze zwischen überraschendem Traum und vertrauter Realität: Staunend stehen wir vor den verzerrten Zielobjekten unseres gewohnten Konsumverhaltens im alltäglichen kleinen Kaufrausch und nehmen das bisher Selbstverständliche nun bewusster wahr. Insofern gilt unser Dank Anisa, Defne, Julius, Lea, Meikel, Philipp und Susanna sowohl für ihren augenzwinkerndem Ideenreichtum als auch für ihre hellseherischen Fähigkeiten im Rahmen eines Projekts, bei dem die Kunst den Entwicklungen unserer Welt klamm und heimlich eine Nasenlänge voraus war!
J. Juhre